Heute stand einer der Höhepunkte des Urlaubs an, die Fahrt mit der Schmalspurbahn nach Silverton. Es handelt sich um einen der zwei Reste des ehemals ausgedehnten Schmalspurnetzes der Rio Grande Eisenbahn. Wir hatten den ersten Zug um 08:15 Uhr gebucht, und man wird aufgefordert, spätestens 30 Minuten vor Abfahrt im Waggon zu sitzen. Die Fahrkarten hatten wir schon gestern geholt, mussten also nicht am Schalter anstehen, trotzdem mussten wir sehr früh aufstehen.
Noch vor 7 Uhr waren wir also im Frühstücksraum und wurden bitter enttäuscht. Es gab selbst für US Verhältnisse extrem dünnen, praktisch untrinkbaren Kaffee. Er schlägt mühelos den bisherigen Rekordhalter, eine Tankstelle in Sedona, die mir 1998 braunes Wasser als Kaffee verkaufte. Die Auswahl an Essbarem war ebenfalls sehr kläglich, wir fanden eigentlich nichts was uns schmeckte.

Also auf zum Bahnhof, wo wir das Auto auf einem der danebenliegenden Parkplätze für 5 Dollar parkten. Im Bahnhof selber gönnten wir uns dann erstmal einen ordentlichen Kaffee. Der Zug wurde dann kurz darauf bereitgestellt.

Der Bahnhof in Durango

Der Zug
Blick zur Lok
Lokportrait

Wir hatten den „Rio Grande“ Wagen gebucht, dieser wird als „Deluxe Class“ vermarktet und kostete 109 Dollar (Standardklasse war 79 Dollar), wer es noch teurer möchte kann sich die „First Class“ oder die „Presidential Class“ aussuchen. Der „Rio Grande“ ist ein offener Wagen und hat 32 Plätze statt der regulären 48. Mit 18 Fahrgästen war er nur zur Hälfte belegt, wir hatten also genug Platz. Ich habe mich bewusst für die Fahrt mit dem offenen Wagen entschieden, wenn das Wetter nicht wirklich total mies ist, kann man dort die Fahrt am besten geniessen. Wir haben es nicht bereut, auch wenn es im oberen Bereich der Strecke nicht immer angenehm war.

Der Wagen

Da der Zug nicht ausgebucht war, nahm man die Anwesenheitspflicht eine halbe Stunde vor Abfahrt nicht so ernst. Die Zeit wird für einen Vortrag des „Brakeman“ über Sicherheit an Bord genutzt, und anschliessend bewirbt der „Concession Car Attendant“ noch Buch und Video über die Bahn. Dann geht es endlich los, zu Klängen von Ennio Morricone (Il buono, il brutto, il cattivo/Zwei glorreiche Halunken) setzt sich der Zug pünktlich in Bewegung.

Wir sind unterwegs

Zunächst geht es gemütlich bei bestem Sonnenschein entlang der Straße, dann wird es schnell dramatisch. Die berühmte Stelle, die „Highline“, wo der Zug hoch über dem Animas River durch eine Kurve fährt, kommt dann recht schnell. Später liegen die Gleise auf gleicher Höhe wie der Animas River, mehrmals wird er auf Brücken überquert. Mit mehreren Zwischenhalten und Wasserfassen mitten in der Wildnis geht es gemütlich weiter.

Die berühmte Stelle auf der Highline
Der Animas River tief unter uns
Entlang des Animas River
Der Animas River
Auch der Seeweg nach Silverton wird befahren …
Wolken kommen auf

Nach dreieinhalb Stunden erreichen wir dann Silverton. Begrüßt werden wir von einem alten LKW, der hupend neben der Bahn herfährt und Reklame für die „Silverton Brewery“ macht. In Silverton machen wir erstmal einen Stadtrundgang. Bevor der zweite Zug ankommt und es voll wird, setzen wir uns in ein Restaurant zumMittagessen. Es war „Natalia’s“ nahe des Bahnhofs, zwar voll auf Zugtouristen ausgelegt aber doch nicht schlecht. Zum ersten mal standen Buffalo Burger auf unserem Speiseplan.

Hier haben wir zu Mittag gegessen
Die meisten Straßen in Silverton sind nicht asphaltiert. Statt Pferden stehen allerdings moderne SUVs vor den Gebäuden
Die Hauptstraße in Silverton
Am Ortsende
Noch ein Motiv aus Silverton
Der Zug hät mitten auf der Straße. Inzwischen wurde er gedreht und wird hier für die Rückfahrt bereitgestellt
Blick in einen Standardwagen

Nach und nach trudelten die anderen Passagiere ein, die meisten waren kaum wiederzuerkennen, das Wetter in den Bergen kam wohl für viele doch etwas unerwartet und sie hatten sich Pullover oder Decken gekauft. Auch uns war trotz Pullover und Regenjacke nicht wirklich warm, und unser offener Wagen bot wenig Geborgenheit. Immerhin besaß er zwei Fensterscheiben an der Frontseite, und da wir die erste Sitzbank hatten, schützten die uns ein wenig. Nach der Abfahrt wurde das Wetter nämlich ziemlich garstig, Regenschauer mit Schnee vermischt. Zum Glück besserte es sich recht schnell, und in Durango kamen wir wieder bei strahlendem Sonnenschein an. Insbesondere auf den letzten Meilen wird die Fahrt dann doch ein bisschen langweilig.

Das wars: Blick zurück auf Silverton
Die Bewölkung wird wieder lockerer
Und es geht wieder über die Highline
Blick hinunter auf den Animas River

Eigentlich wollten wir ja in der Stadt bleiben und dort Essen gehen, aber wir fühlten uns nach 7 Stunden im offenen Wagen hinter einer Dampflok doch ziemlich dreckig. Also fuhren wir zum Hotel und erfrischten uns mit Hilfe von Dusche und Whirlpool. Zum Essen fuhren wir nicht noch mal in die Stadt, sondern nur zu Denny’s, dies war eines der schlechteren Exemplare der Kette.

Auf der Rückfahrt zum Hotel sehen wir über den Bergen extreme schwarze Gewitterwolken, und ich schaue auf dem Zimmer noch vorsichtshalber in den Karten nach, wie man bei einer Strassensperrung nach Norden käme. Das war aber glücklicherweise unnötig.

gefahren: mit dem Auto 8 Meilen