Bei Stephan stand mal wieder eine Dienstreise an, und das verschaffte mir einen zweitägigen City-trip nach Berlin. Los ging es am Sonntag, mittags machten wir uns von Köln aus mit dem ICE auf nach Hannover, wo wir einigermassen pünktlich so um 16:30 Uhr eintrafen und dann zu unserem Hotel marschierten. Dies war das ‚me and all‘ Hotel, die Kette hatten wir bereits bei unserem letztjährigen Trip nach Norddeutschland in Kiel kennengelernt und waren begeistert.

Nun, in Hannover hat man dieser Begeisterung einen guten Dämpfer verpasst. Das lag zum einen am Zimmer, das wir diesmal sehr unpraktisch fanden. Durch einen hereinragenden Lüftungsschacht war es am Bett ziemlich eng, während es an der Tür eine große und eigentlich nutzlose Freifläche gab. Und der ins Zimmer ragende freistehende Waschtisch viel auch nur als Hindernis auf. Und was uns in Kiel nicht aufgefallen war, da wir dort am Montag angereist waren: Sonntags ist der Service in den ‚me and all‘ Hotels wohl überall stark eingeschränkt, selbst einen Drink haben wir nur ausnahmsweise bekommen, da vorher eine Veranstaltung war, wie man mir umfangreich erklärte. Und, machen wir die Liste voll, das Frühstück war auch nicht so besonders.

Design können sie ja – der Flur

Und dies ist das Zimmer – die Tür ist hinten rechts.  Ich versuche – erfolglos – mich zu verstecken

Nach dem Auspacken gab es den mehr oder weniger obligatorischen Spaziergang um die Zeit bis zum Abendessen zu vertreiben. Zum Maschsee war es uns diesmal zu weit, also ging es geradeaus am Rathaus vorbei zum Leineschloss/Landtag und dann durch die Innenstadt zum reservierten Restaurant. Das hiess „Stadtmauer“ und inzwischen ist dies eine kleine Kette mit insgesamt drei Fillialen, benannt nach der Lokation des ersten Restaurants. Wir hatten an der Oper nahe des Kröpcke reserviert. Wir wählten Hamburger von der Karte, alles in allem nicht schlecht, aber etwas hochpreisig. Zurück im Hotel gab es die erwähnte halbe Service Verweigerung an der Bar und das war es dann.

Das Rathaus
Häuser am Holzmarkt mit Oskar-Winter-Brunnen

Am Montag startete Stephans Dienstreise mit dem Auto nach Kiel, am späten Dienstag Abend sollte es für ihn nach Berlin weitergehen. Ich hab das abgekürzt und bin gleich mit dem Zug nach Berlin gefahren.

Der Zug war zwar etwa 10 Minuten zu spät in Hannover, kam aber pünktlich kurz nach 11 in Berlin an, und ich stand vor der Aufgabe, bis zum ab 15 Uhr möglichen Check-In den Weg zum Hotel am Potsdamer Platz zu bewältigen. So ungefähr 10 km habe ich dabei zurückgelegt. Zunächst mal bin ich ab Hauptbahnhof direkt nach Süden gelaufen, über die Spree und vorbei an Bundeskanzleramt und Reichstag. Nach Überqueren der Straße des 17. Juni war ich dann im Großen Tiergarten am Floraplatz. „Du hast ja eh viel zu viel Zeit, da kannst du auch ausführlich fotografieren“ waren meine Gedanken.

Der Floraplatz entstand im 18. Jahrhundert und zunächst stand eine Flora Statue  in der Mitte, 1906 wurde diese durch die „Amazone zu Pferde“ ersetzt. Rundherum standen acht Tierfiguren, die durch den Berliner Bildhauser Rudolf Siemering  zunächst für das George-Washington Denkmal in Philadelphia entworfen worden waren. Kaiser WIlhelm II. ließ Zweitgüsse anfertigen und hier aufstellen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die erhaltenen Plastiken an unterschiedlichen Orten im Großen Tiergarten aufgestellt, im Ramen eines Restaurierungsprojekts wurden 2020 die zwei verschollenen Figuren nachgegossen und alle an ihrem originalen Standort wieder aufgestellt.

„Amazone zu Pferde“ von Lois Tuaillon. Auf dem Floraplatz steht eine vergrößerte Nachbildung, das Original vor der Nationalgalerie
Elch
Liegender Bison

Nicht allzuweit entfernt ist das Venusbassin (manchmal Goldfischteich genannt), in dessen Nähe ein Denkmal für Beethoven, Haydn und Mozart steht. Da bin ich anschliessend dran vorbeigekommen.

Beethoven-Haydn-Mozart-Denkmal (auch Komponistendenkmal genannt), 1904 von Rudolf und Wolfgang Siemering errichtet
Halbfigur Ludwig van Beethoven

Recht schnell ist man dann an der Tiergartenstraße und auch am Potsdamer Platz, ich hatte noch massig Zeit und habe einen Umweg eingelegt, der führte mich als nächstes zur Luiseninsel, dort stehen wieder einige Monumente.

Denkmal für König Friedrich WIlhelm III, von Johann Friedrich Drake 1849 geschaffen, in der Nähe der Luiseninsel
Da Denkmal für Königin Luise auf der Luiseninsel

Das wars fürs erste mit dem Tiergarten, entlang der Stauffenbergstraße ging es weiter nach Süden vorbei an Botschaften, Hotels und dem Verteidigungsministerium bis zum Landwehrkanal. Der war jetzt nicht sonderlich fotogen, so bin ich dann die nächste Straße – das war die Potsdamer Straße – wieder zurückgelaufen

Die Neue Nationalgalerie, 1968 eröffnet. Architekt war Mies van der Rohe
Die Berliner Philharmonie, links der Kammermusiksaal, von der Potsdamer Straße aus

Vorbei am Theater am Potsdamer Platz kam ich dann endgültig zum Potsdamer Platz und hab erstmal eine Pause gemacht mit einem Eiskaffee. Der war nicht nur eher mäßig, ich durfte ihn auch fast doppelt bezahlen, da das Kartenlesegerät genau nach der Meldung „Zahlung erfolgt“ abstürzte, bevor es der eigentlichen Kasse dies mitteilen konnte. Letzendlich fanden die beiden „jungen Damen“, dann doch heraus, wie man einen Beleg der Buchung erstellt.

Pause am Potsdamer Platz, der finstere Gesichtsausdruck kommt von meinem Kampf mit dem Handy, nicht von der Leistung der Teenies hinter dem Tresen

Jetzt bin ich die Leipziger Straße entlang gelaufen, auf der südlichen Seite, und in Höhe des Bundesrats steht man dann auch gegenüber meinem Hotel, dem Motel One. Es liegt in einem Eckgebäude am Eingang der Mall of Berlin.

Mall of Berlin mit dem Motel One im Eckgebäude links

Das Überqueren der Straße war hier unmöglich, ich musste weiter bis zur nächsten Kreuzung und hab dann als weiteren Zeitvertreib noch eine zusätzliche Runde zum Brandenburger Tor drangehängt, ohne jetzt zu fotografieren. Danach war die  Zeit zum Einchecken gekommen und nachdem ich mich auf dem Zimmer ein bisschen erfrischt hatte, gab es eine weitere Pause in der Hotelbar. Auf der Terasse sitzt man nachmittags schön in der Sonne.

Das Zimmer im Motel One
Hier der Blick zur Tür, ganz klassisch gibt es ein abgetrenntes Badezimmer
Über der Mall liegt der Innenhof des Gebäudekomplexes mit Terrasse des Motel One, jetzt gibt es erstmal eine richtige Pause

Spätnachmittags ging es nochmal los, nach einem Streifzug durch die Mall in Richtung Osten, zum Alexanderplatz. Dabei kam ich durch die eigentliche Mitte Berlins südlich „Unter den Linden“. Ich lief entlang der Mohrenstraße, vorbei an Deutschem Dom, Gendarmenmarkt und dem nun fertiggestellten Humboldt-Forum (Stadtschloss Nachbau). Fotografiert habe ich jetzt nicht mehr so viel.

Bevor die „political Correctness“ ihr den Garaus macht, habe ich die Mohrenstraße einmal fotografiert
Alexanderplatz mit S-Bahn Station und Fernsehturm

Wegen qualmender Sohlen hab ich den Rückweg per U-Bahn erledigt und dann etwas Essbares gesucht. Der Food Court in der Mall gefiel mir irgendwie nicht, diverse Inder am Potsdamer Platz sahen nicht schlecht aus, ich bin aber noch weiter gelaufen und wollte dan nicht wieder zurücklaufen und landete so im Sony Center im „Lindenbräu“. Für 20 Euro gab es Käsespätzle und ein Kellerbier, nicht ganz günstig, aber eigentlich war alles ok.

Zur Erholung gab es noch einen Cocktail in der Bar des Motel One.

Kann als Werbefoto durchgehen: Ein Mai Tai vor mir in der Bar des Motel One

Für den Dienstag hatte ich mir Potsdam als Ziel ausgesucht. Die meisten dortigen Schlösser kannte ich mehr oder weniger nur vom Boot aus. 2005 hatten wir den Park Sanssouci (der nun nicht vom Boot sichtbar ist) durchstreift, und bei unserem letzten Aufenthalt 2019 waren wir dann durch den Neuen Garten mit Schloss Cecilienhof bis zur Glienicker Brücke gelaufen. Da wollte ich ansetzen und hatte mir Park Babelsberg als erstes Ziel ausgesucht.

Also ging es mit der S-Bahn und Umsteigen in Wannsee zum Potsdamer Hauptbahnhof und dann mit der Straßenbahn bis zur Endstation Glienicker Brücke. Von hier an waren die Schuhsohlen wieder für die Beförderung zuständig. Als erstes ging es zur Glienicker Brücke überhaupt (die Straßenbahn hält nämlich „einige“ Meter vorher) und dann darüber. Dort wollte ich rechts abbiegen, am Wasser entlang durch Klein Glienicke zum Park Babelsberg. Das war nicht so einfach, es drängt sich der Verdacht auf dass man am Glienicker Jagdschloss Besucher nicht mag, es gab jedenfalls nur verschlossene Tore. Ich musste also ein paar Hundert Meter die Königsstraße Richtung Wannsee weiterlaufen, und konnte bei der Gelegenheit einige Blicke auf Schloss Glienicke richten, was eigentlich nicht geplant war.

Die Glienicker Brücke vom Berliner Ufer aus
Das Greifentor, Eingang zum Park Glienicke mit dem  Schloss Glienicke
Schloss Glienicke, davor die Löwenfontäne
Stibadium

Gegenüber gibt es dann einen Eingang zum Parkplatz des „Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg“, welches seit 2007 im Jagdschloss residiert, und damit einen Zugang zum Park.

Der Teich im Park des Jagdschlosses Glienicke
Blick über die Glienicker Lake zum Park Babelsberg mit dem Schloss

Die Schlossgebäude selber befinden sich wieder hinter einem Zaun, man muss über die Mövenstraße ausweichen um nach Klein Glienicke zum kommen. Heutzutage ist nicht mehr viel davon zu bemerken, aber Klein Glienicke war eine Exklave der DDR auf Westberliner Gebiet und von der Mauer umgeben. So ein bisschen DDR Atmosphäre taucht beim Gang durch den Ort allerdings noch auf.

Das Tor zum Jagschloss in Klein Glienicke
Aus DDR Zeiten ist der „Konsum“ Schriftzug übriggeblieben, ansonsten wurde das Gebäude modernisiert. Zum Vergleich steht eine Schautafel mit einem historischen Foto vor dem Gebäude
Die Waldmüllerstraße in Klein Glienicke

Über die Parkbrücke gehe ich jetzt wie geplant nach Babelsberg und dort zunächst auf dem Uferweg Richtung Dampfmaschinenhaus. Nun gibt es endlich gute Blicke auf das Jagdschloss.

Jagschloss Glienicke vom Park Babelsberg aus
Das Dampfmaschinenhaus
Blick hoch zum Schloss Babelsberg

Ein paar Meter höher liegt das Schloss Babelsberg, also verlasse ich den Uferweg am Wilhelm-Wasserfall, der sich leider fotografisch nicht umsetzen lässt, und mache mich an den Aufstieg. Schloß Babelsberg wird dann einmal von Ost nach West umrundet:

Schloß Babelsberg von Osten
Die Figur des Erzengel Michael am Michaelsdenkmal von 1849 hinter dem Schloss Babelsberg, das Denkmal erinnert an den Sieg preußischer Truppen über die badischen Aufständischen im Jahre 1849.
Eine der Wächterfiguren an der Treppe von der Voltaireterrasse zum Michaelsdenkmal
Südseite des Schlosses mit der Voltaire Terasse
Voltaireterrasse
Nordseite des Schlosses mit Vogelbaum (rechts) und Städtebrunnen (links)
Die Säule im Städtebrunnen, ein Geschenk der Stadt Köln an Wilhelm I.
Der Blick vom Schloss zur Glienicker Brücke

Meine Idee war, jetzt so langsam in Richtung Potsdam weiterzugehen und dabei noch an ein paar „Attraktionen“ (d.h. Gebäuden) des Parks vorbeizugehen. Der Flatowturm bot sich dazu an. Zwar gibt es Eine  freigehaltene direkte Sichtachse vom Schloss zum Turm, aber keinen direkten Weg. Wie in solchen Parks üblich, waren die Wege eher unübersichtlich und verschlungen. Irgendwie lief ich also weiter den Berg hoch und hab es tatsächlich geschafft, den höchsten Punkt des Parks zu erreichen, laut Openstreetmap ist dies der „Gipfel“ des Babelsbergs auf 77,4 Meter Höhe. Um meine „Leistung“ einzuschätzen: Die Havel bei Potsdam liegt auf ca. 30 Meter Höhe. Jedenfalls, dort oben hat man zu Kaisers Zeiten (1866) gleich eine Siegessäule hingestellt. Sie soll an den Sieg Preussens über Österreich erinnern.

Schloss Babelsberg nunmehr von Westen
Ein paar Ausblicke gibt es, hier von der Fürstenhöhe, rechts das Schloss
Die Siegessäule
77 Meter hoch sind wir hier, da muss ein Beweisfoto sein …
Ich komme dem Flatowturm näher
Vorher biege ich noch nach rechts ab und besichtige die Gerichtslaube
Eingang des Flatowturms
Der Flatowturm
Vom Flatowturm aus geht es dann weiter abwärts entlang der Gärtnereien zum Ausgang: Blick zurück zum Flatowturm

Über den Eingang „Pförtnerhäuschen Mühlentor“ verlasse ich dann den Park und laufe bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle „Alt Nowawes“. Mit der Bahn geht es zurück zum Hauptbahnhof, und am Platz der Einheit macht die Bahn eine merkwürdige Kurve, die darauf hindeutet, das der Weg zum Bahnhof Pirschheide nicht über den Hauptbahnhof führt. Zum Glück ist Umsteigen problemlos, die nächste Bahn fährt auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig ab und kommt auch sofort.

Hier geraten meine Pläne ein bisschen durcheinander. Ich hatte mir überlegt, mit einer der üblichen Schiffstouren vorbei an den diversen Schlössern den Tag abzuschliessen, aber die Tour startete in Potsdam um 14:30 Uhr, und das war vor 5 Minuten. Und bis 15:30 Uhr wollte ich nicht warten, ausserdem gefällt mir die MS Sanssouci nicht. Ich bin dann in die S- Bahn gesprungen und nach Wannsee gefahren, um dort mein Glück zu versuchen. Aber auch dort fahren die Boote zur halben Stunde ab,  und 15:30 Uhr war mir zu etwas zu spät. Ich hab dann der BVG Fähre nach Kladow beim An- und Ablegen zugeschaut und bin nach Berlin zurückgefahren zum Potsdamer Platz.

Auf dem Weg zum Anleger in Wannsee. Das Villenviertel an der Straße „Am Sandwerder“, die Villa Wild (vorne rechts) war 1875 die erste hier gebaute Villa, links sieht man den Sockel des Borussia Monuments.

Es ging aber nicht direkt ins Hotel, ich bin noch mit der U-Bahn nach „West Berlin“, sprich dem Wittenbergplatz, gefahren und dann langsam in Richtung Osten gelaufen. Dabei gab es dann die erste richtige Pause im Biergarten am Gleisdreieck. Jahrzehntelang Brachland in der Nähe der Mauer, gibt es dort jetzt Neubauten und einen Park.

BRLO BRWHOUSE im Park am Gleisdreieck, vorne der Biergarten
Im Park am Gleisdreieck, Blick auf die Hochhäuser am Potsdamer Platz

Das wars so ziemlich für den Tag. Auf dem Rückweg bin ich noch im Supermarkt der Mall vorbei, um ein paar Snacks für Stephan zu kaufen und habe dabei ein paar Sandwiches für mich mitgenommen, die ich auf dem Zimmer essen konnte, damit war das Abendessen auch geregelt. In der Lounge des Hotels habe ich mir noch ein Bier gegönnt, bevor ich dann um 22 Uhr noch mal los bin, um mich mit dem spät aus Kiel kommenden Stephan zu treffen, der noch an einem nahegelegenen anderen Hotel vorbeifahren musste und ihn die letzten 500 Meter zum Motel One zu lotsen.

Der Bahntower, das Logo wollte nicht ins Bild

Mittwoch ging es dann nach einem späten Frühstück mit dem Auto in einem Rutsch zurück von Berlin nach Köln mit Ankunft am frühen Nachmittag.