Zum Ende des Urlaubs steht eine Fahrt mit der Eisenbahn auf dem Programm, mit einem der Long Distance Trains von Amtrak geht es nach New York. Wir haben dabei nicht den direkten Zug gewählt, das ist der Lake Shore Limited über Buffalo. Aufgrund der Tunnel und der Elektrifizierung in New York fahren dort einstöckige Wagen, die sogenannten „Viewliner“. Ich wollte nochmal mit den klassischen Doppeldeckern („Superliner“), wie sie auch auf den Strecken in den Westen eingesetzt werden, fahren. Daher fuhren wir mit dem „Capitol Limited“ nach Washington, ab dort sollte es mit einem „Northeast Direct“ Service nach New York gehen. Der Zug fährt erst am späten Nachmittag in Chicago ab, wir hatten also den größten Teil des Tages noch zur Verfügung, wussten aber  nicht so richtig was wir damit anfangen sollten.

Nach dem Auschecken aus dem Hotel und dem Deponieren der Koffer ging es erstmal zum gleichen Restaurant wie am ersten Tag zum Frühstück.

Aussicht beim Frühstück auf die South Dearborn Street, hinter den Autos im kleinen Park ist Marc Chagalls „The Four Seasons“ zu erahnen.

Danach wurd’s dann langweilig, wir beschlagnahmten eine Bank im Millenium Park und machten es uns dort bis Mittag gemütlich.

Crown Fountain im Millenium Park

Danach gingen wir zurück zum Hotel, holten die Koffer und marschierten dann zur Union Station. Das ist doch eine gewisse Strecke, und bei der Hitze des Tages war der Marsch nicht angenehm. Da wir mal wieder „Luxus“ gebucht hatten, nämlich Schlafwagen, konnten wir die weitere Wartezeit bis zur Abfahrt in der Amtrak Lounge verbringen. Immerhin Soft Drinks und Chips gibt es dort. Den prekären finanziellen Zustand Amtraks erkennt man gut an den uralten und total durchgesessenen Möbeln.

Amtrak Lounge
Nicht immer pünktlich: Amtraks Empire Builder aus Seattle hält den Tagesrekord mit 14 Stunden Verspätung

Irgendwann bin ich mal ein bisschen spazierengegangen und habe uns im Bahnhof ein paar Sandwiches besorgt, die wir dann in der Lounge gegessen haben. Und dann war es soweit, Boarding war angesagt. Pünktlich ging es los, und zum Teil hatten wir nach der Abfahrt einen guten Blick zurück auf die Skyline Chicagos, dahinter türmten sich schwarze Wolken auf, und kurz darauf begann es auch zu regnen. Das waren wohl ziemlich fiese Gewitter, wie wir am nächsten Tag bemerkten.

Unser Abteil

Als nächstes stand Abendessen im Speisewagen auf dem Programm. Die Zeit hatten wir bereits beim Check-In in der Lounge reserviert. In Amtrak Zügen werden die Tische immer voll besetzt, man sitzt daher mit fremden Mitreisenden am gleichen Tisch. Normalerweise ergeben sich dabei interessante Gespräche, diesmal waren die Herren uns gegenüber aber extrem wortkarg und im übrigen auch zu dumm, die Hinweise des Stewards über das Prozedere beim Abendessen zu verstehen. Viel Lust, miteinander zu reden hatten Stephan und ich dann auch nicht, und insofern war es ein nicht sonderlich angenehmes Erlebnis. Das Essen selber war soweit ok.

In der Nacht haben wir recht gut geschlafen, aber am anderen Morgen bemerkten wir das der Zug schon ein bis zwei Stunden Verspätung eingefahren hatte. Wir erreichten Pittsburgh daher bei Tageslicht, während des Haltes habe ich mir auf dem Bahnsteig die Füße vertreten:

Die Vorstädte von Pittsburgh
Gelbe Brücken im Stadtzentrum in Pittsburgh
Stephan wird auch wach
Ein bisschen Füße vertreten während des Aufenthalts in Pittsburgh
Die beiden morgendlichen Züge in Pittsburgh stehen dank der Verspätung mal nebeneinander – links nach New York, rechts nach Washington. Abends kommen sie zurück und dazu kommt noch die Weiterfahrt des Capitol Limited nach Chicago dazu – das ist das gesamte Zugangebot in dieser Grossstadt mit über 300.000 Einwohnern.

Das Frühstück im Speisewagen war nicht viel anders als das Abendessen, ein aus den Sitzwagen kommender und unserem Tisch zugeteilter Herr sorgte dafür, das die Gespräche nur sehr stockend verliefen, diesmal war auch das Essen nicht so überwältigend.

Im weiteren Fahrtverlauf ging es dann lange lange Zeit nur mit besserer Schrittgeschwindigkeit voran, als wir mal unser Abteil verließen und die andere Seite der Strecke anschauten wussten wir warum: Das Gegengleis war mit Schlamm überflutet, die sich über Chicago abzeichnenden Unwetter hatten hier in der Nacht wohl ganze Arbeit geleistet und ziemliches Unheil angerichtet. Die Strecke hätte auch ganz gesperrt sein können. Im weiteren Verlauf fuhren wir an auf dem Gegengleis geparkten Güterzügen vorbei, nur wir konnten uns langsam voran quälen.

Entlang des Casselman River
Potomac River in Harpers Ferry

Ein bisschen Information durchs Zugpersonal hätten wir uns schon gewünscht, hier gab es absolut gar nichts. Immerhin hat man später im Speisewagen noch Lunch mit Hamburgern serviert, regulär wäre kein ausführliches Mittagessen mehr vorgesehen gewesen.

Mit vermutlich knapp drei Stunden Verspätung erreichten wir schliesslich Washington, unser gebuchter Anschlusszug war natürlich schon lange weg. Keine zehn Minuten nach unserer Ankunft ging der nächste Zug nach New York, und wir schafften es tatsächlich, in diesen wenigen Minuten zur Bahnhofshalle zu sprinten, am Schalter unser Ticket umbuchen zu lassen und zum Anschlusszug im anderen Bahnhofsteil zu laufen.

Die restliche Fahrt nach New York verlief ansonsten ohne jede Vorkommnisse. Die Penn Station verlassend liefen wir durch den hektischen Feierabendverkehr entlang der 8th Avenue zu unserem Hotel, dem Hampton Inn Manhatten-Times Square North in Höhe der 52nd Street.

Abends gab es noch einen kurzen Rundgang durch die Umgebung des Hotels, einen Restaurantbesuch haben wir uns gespart und aus einem kleinen Supermarkt Käse und Salate mitgenommen und auf dem Zimmer gegessen.